Was im November 1997 erstmals über die Bühne ging, hat noch immer Bestand: der Kehrsatzer «Literarische Sonntagmorgen». Am 30. April 2023 findet er nun zum 50. Mal statt. Eine Erfolgsgeschichte der leisen Art.

Vorbild für den «Literarischen Sonntagmorgen» war das Literarische Quartett des ZDF, 1988 erstmals ausgestrahlt. Zwei Jahre später folgte der «Literaturclub» im Schweizer Fernsehen. Von Anfang an war aber klar, dass in Chäsitz nicht Literaturkritiker, sondern interessierte Laien kontrovers über Bücher vor Publikum diskutieren würden. Ueli Affolter, damals Gemeinderat, zuständig für das Ressort «Kultur», suchte im Sommer 1997 nach «Mitstreiterinnen». Mit Eva-Maria Eschenbacher und Margrit Sieber wurden ein Leitfaden erarbeitet sowie ein Thema und ein Gast gesucht. Und am 16. November 1997 ging der erste «Literarische Sonntagmorgen» im Blumenhof – mit dem damaligen Gemeindepräsidenten Peter Nyffeler als Gast und späterem fixen Teilnehmer – über die Bühne. Nach dem Motto «Vier Köpfe – vier Meinungen» wurde engagiert über die Lieblingsbücher der Quartett-Teilnehmenden diskutiert. Mit dabei war damals auch die Presse. Die BZ berichtete darüber unter dem Titel «Das literarische Quartett von Kehrsatz zeigt hohe Streitkultur». Und der «Bund» schrieb u.a. «die Lieblingsbücher könnten unterschiedlicher nicht sein…». Genauso unterschiedlich wie die Vorlieben der Chäsitzer Literaturinteressierten!

Über 200 Bücher diskutiert

An der Durchführung hat sich seither wenig geändert: die Literaturrunde trifft sich zweimal im Jahr vor Publikum – seit der Pandemie wegen des Platzangebots im Singsaal des Dorfschulhauses. Seit November 2002 besteht das Team fix aus vier Teilnehmenden, jeweils zwei Frauen und zwei Männern, denn die ursprüngliche Form mit einem Gast erwies sich als zu aufwändig. Vor 10 Jahren ersetzten dann Carmen Staub und Markus Keller die beiden Gründungsmitglieder Eva-Maria Eschenbacher und Ueli Affolter. Diskutiert werden noch immer vier Bücher, passend zum Thema, das sich das «Literarische Quartett» selber gibt. In den letzten 26 Jahren wurden so 200 Bücher vorgestellt, von Familiengeschichten über Reisereportagen, Krimis, Science-Fiction bis zu Coming-of-Age- und Liebesromanen. Gelesen haben die «Quartettler» natürlich ein Vielfaches davon, denn ihr Ziel ist es, eine abwechslungsreiche Mischung zu präsentieren. Das beflügelt die Diskussion, die jeweils beim anschliessenden Apero, organisiert vom Frauenverein, oft zu Hochformen aufläuft.

Beim 50. Mal wird mit dem Thema «Wieder gelesen» indirekt Rückschau gehalten. Es werden Bücher präsentiert, die in den letzten Jahren auf verschiedene Art und Weise bei den Vorbereitungen im Gespräch waren. Eingeleitet wird die Veranstaltung mit einer kurzen Diskussion über den Beginn des «Literarischen Sonntagmorgens». Und nicht fehlen wird der Apero, der diesmal aus Anlass des Jubiläums von der Gemeinde gesponsert wird.